11. April 2019

Wohngesundheit: Wird die Gesundheitsrelevanz von VOC im Innenraum überschätzt?

Der Einfluss der VOC (leichtflüchtige organische Verbindungen) auf Erkrankungen, die durch Innenräume entstehen, liegt bei nur 1,3 Prozent (1). Das ist das Ergebnis einer europäischen Studie (2) von 2011, welche die Gesundheitsrelevanz von Raumluftverunreinigungen in 26 EU-Ländern darstellt.

Entgegen dieser Erkenntnisse aus der EU-Studie hat der Fokus auf VOC in Deutschland deutlich zugenommen. Die vom Umweltbundesamt herausgegebenen Richt- und Leitwerte für VOC werden nach Baufertigstellung immer öfter überwacht. Auch die Prüfzeichen für Bauprodukte fordern die Einhaltung von VOC-Emissionswerten.

Davon betroffen ist auch Holz mit natürlichen VOC (nVOC) wie:

  • Formaldehyd
  • 2-Furaldehyd
  • Acetaldehyd
  • Benzaldehyd
  • Monozyklische Monoterpene
  • Aldehyde C4 bis C11
  • Terpene, bicyclisch
  • Carbonsäuren C1 - C8

Wichtig zu wissen ist, dass eine Richtwertüberschreitung keine gesundheitliche Auswirkung impliziert und die Einhaltung rechtlich nicht verbindlich ist. Dennoch wird es in der Praxis oft so interpretiert.

Seit Jahrtausenden leben Menschen in Holzhäusern und doch gibt es die Richtwerte für nVOC, die viele Menschen verunsichern. Wissenschaftliche Erkenntnisse (3, 4, 5, 6) zeigen eine neutrale bzw. sogar positive Wirkung von Holzemissionen auf den Menschen. Berücksichtigt werden muss auch, dass die natürlichen VOC in den ersten Monaten deutlich abnehmen, wie in der Veröffentlichung „Emissionsverhalten von Holz und Holzwerkstoffen“ des UBA bei Kiefernholz beschrieben wird.

Innenraumhygienisch sollten die über 98 Prozent der aufgeführten Raumluftverunreinigungen mehr Aufmerksamkeit erlangen, das heißt

  • Feinstaub / Partikel / Staub
  • Feuchtigkeit / Schimmel in Gebäuden
  • Bioaerosole aus der Außenluft
  • Radon
  • Kohlenmonoxid

Zusätzlich wären wissenschaftliche Studien wünschenswert über Chemikalien wie Konservierungsmittel, Kunstharze, hormonell wirksame Weichmacher sowie Flammschutzmittel die im Verdacht stehen für die Umwelt und die Gesundheit problematisch zu sein.

Autoren: Karl-Heinz Weinisch, Dipl.-Ing. Waldemar Bothe

Weitere Informationen beim Informationsdienst Holz.

 

Bildquelle: Titelbild und Kuchengrafik von Waldemar Bothe

(1) Die Studie beschreibt Einschränkungen der Interpretation der Statistik, jedoch wird die Relevanz der natürlichen VOC (nVOC) überschätzt, wenn man die öffentliche Aufmerksamkeit gegenüberstellt.
(2) Jantunen M., THL, Oliveira Fernandes E., FEUP, Carrer P., Universita degli studi di Milano, Kephalopoulos S., EC/JRC/ IHCP, 2011; Promoting actions for healthy indoor air (IAIAQ); ISBN 978-92-79-20419-7.
(3) HOMERA - Gesundheitliche Interaktion von Holz, Mensch und Raum - Meta-Studie der TU München, 2017
(4) Mersch-Sundermann, V., Marutzky, R. (2011): Holz – ein gesundheitsverträglicher Baustoff? HolzZentralblatt, S. 186
(5) Evaluation der Auswirkungen eines Zirbenholzumfeldes auf Kreislauf, Schlaf, Befinden und vegetative Regulation. Hrsg. vom Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH, Institut für Nichtinvasive Diagnostik. Weiz 2003
(6) Schule ohne Stress. Hrsg. vom Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH, Institut f Nichtinvasive Diagnostik. Weiz 2007
(7) Dr. Olaf Wilke, Dr. Katharina Wiegner, Dr. Oliver Jann, Doris Brödner, Harald Scheffer; Emissionsverhalten von Holz und Holzwerkstoffen; Herausgeber: Umweltbundesamt; ISSN 1862-4804; 2012

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