06. Dezember 2018

Aicher: "Nachhaltiges Bauen und Ressourceneffizienz zahlen sich aus"

Im Rahmen der Medien Lounge zum 24. Internationale Holzbau-Forum (IHF) Anfang Dezember in Garmisch-Partenkirchen (DE) spricht Peter Aicher, Präsident Timber Construction Europe, in seiner Rede über den Klimaschutz dank nachhaltigem Bauen und Ressourceneffizienz, die sichere Anwendung von Bauprodukten durch die überarbeitete Bauprodukteverordnung, das Ausbildungsniveau im europäischen Holzbau sowie über Timber +, das neue Europäische Bildungsnetzwerk im Holzbau.

„Gegenwärtig findet die UN-Klimakonferenz 2018 in Katowice und man darf gespannt, welche Ergebnisse erarbeitet und beschlossen werden, um den mittlerweile sehr deutlich spürbaren Klimawandel verträglicher für die Menschheit zu gestalten. Dies ist ein globales Problem, von dem jeder betroffen ist. Es muss der Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie vollzogen werden, wobei die Umwelt hier nicht ständig ins Hintertreffen geraten darf. Denn letztlich verursachen klimawandelbedingte Umweltschäden und deren Folgen mittlerweile enorme Kosten. Migration, Sturmschäden, Feuersbrünste, Dürre oder Wassermangel, um nur einige zu nennen. Nachhaltiges Bauen und Ressourceneffizienz als Teil einer Klimaschutzstrategie folgt also einer ökologischen wie ökonomischen Vernunft, die sich hoffentlich in den Beschlüssen von Katowice wiederfindet und die im Holzbau schon lange verstanden wird.

 

Bauprodukteverordnung:  Mehr Sicherheit auf dem europäischen Markt

Was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Nachhaltiges Bauen angeht, so ist für uns in Europa derzeit einiges in Bewegung. Die Bauproduktenverordnung soll überarbeitet werden. Die Kommission hat hierzu 2018 eine Konsultation durchgeführt und Timber Construction Europe hat sich mit seiner Partnerorganisation „Small Business Standard“ (SBS) mit einer ausführlichen Position beteiligt. Diese ist auf unserer Internetseite nachzulesen.
 
Es gilt bei der Bauproduktenverordnung, die in der Weiterentwicklung von einer Richtlinie zur Verordnung das Handeln von Bauprodukten in Europa erleichtert hat, die Anwendung von Bauprodukten gleichermaßen zu erleichtern. Denn ohne sichere Anwendung von Bauprodukten kein freier Handel von Bauprodukten in Europa!
 
So müssen zum Beispiel in der Leistungserklärung von Bauprodukten alle für die Anwendung erforderlichen Eigenschaften genannt sein und nicht nur eine, die sich der Hersteller aussuchen kann. Wir brauchen Sicherheit auf dem Markt und nicht zusätzliche - aber gegenwärtig leider notwendige - nationale Zusatzanforderungen an CE- gekennzeichnete Bauprodukte! Die Anwendung von CE-gekennzeichneten Bauprodukten in der Ausführung auf nationaler Ebene muss sicher und einfach sein!

 

Ausführung im europäischen Holzbau: Ausbildung statt Überwachung

Die Ausführung im Bauwesen ist es auch, die aufgrund unterschiedlicher Kulturkreise und Ausbildungsgraden in der europäischen Normung immer wieder in der Diskussion steht. So wird beispielsweise bei der Fortschreibung des Eurocode 5, die Bemessungsnorm für die Standsicherheit, immer wieder kritisch die Ausführung und somit die Sicherstellung, dass das was bemessen wurde auch ausgeführt wird, diskutiert. Die EU-Länder, die wenig Fachkräfte und Ausbildungsmöglichkeiten haben, fordern in solchen Regelwerken eine minutiöse Überwachung der Arbeitsschritte durch Dritte. Andere Länder mit guten Fachkräfteniveau und Ausbildungsgraden, vornehmlich Mitgliedsländer von Timber Construction Europe, benötigen solche Überwachungsszenarien für einen Großteil der Arbeiten im Holzbau nicht und lehnen diese nicht zuletzt aus Kostengründen auch ab. Um nicht falsch verstanden zu werden, ein Vier- Augen- Prinzip ist immer sinnvoll und im Ingenieurholzbau wie auch in den Gebäudeklassen 4 und 5 auch mit außenstehenden Prüfingenieuren notwendig. Überwachung mit Augenmaß, dort wo es notwendig ist!
 

Substanzielle Ausbildung und geschulte Fachkräfte in der Ausführung

Die Investition in geschulte Fachkräfte ist die nachhaltigere. Deshalb bauen wir ein europäisches Netzwerk aus Bildungseinrichtungen im Holzbau auf, um im ersten Anlauf den Austausch zu fördern, gegebenenfalls regionale Entwicklungspotentiale zu identifizieren und den Bedarf in Europa zu decken. Denn die Ausbildung unserer Nachwuchskräfte ist unsere gemeinsame Kernaufgabe bei Timber Construction Europe, die wir vor über 25 Jahren mit dem europäischen Berufswettbewerb begonnen haben und die wir mit dem europäischen Bildungsnetzwerk nun weiterführen. 

 

Fazit

Nachhaltiges Bauen und Ressourceneffizienz, die sichere Ausführung im europäischen Bauwesen sowie die Fachkräfteausbildung sind Faktoren, die Investitionen bezahlt machen und sich auszahlen, und das im Einklang mit der Natur und nicht auf Kosten unserer Nachfolgegenerationen. Vielen Dank. Ihr Peter Aicher.“

 

Timber Construction Europe organisiert HF Prolog III in Garmisch

Timber Construction Europe organisiert den HF-Prolog III Holzhausbau-Forum mit dem Schwerpunkt Digitalisierung im Handwerk. Dieses Forum zeigt auf, wie kleine und mittelgrosse Unternehmen das Chancenpotenzial der Digitalisierung zur nachhaltigen Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit nutzen können. Iris Dick, Die Wertschätzer, Mainleus (DE) spricht darüber, wie die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert und wie sie optimal genutzt werden kann. Stefan Jack, Güdel, Langenthal (CH) und Madeleine Brechbühl, Arbeits- und Organisationspsychologie, Bern (CH) referieren über die Wirtschaftlichkeit im industriellen Holzbau. Durch die Digitalisierung qualifiziertere Aufträge gewinnen, ist das Thema von Hermann Böhler, i+r Holzbau, Lauterach (AT). Über seine Erfahrungen mit der Unternehmensführung im Zeitalter der Digitalisierung informiert Michael Heil, eBusiness-KompetenzZentrum, Kaiserslautern (DE). Und über den Einfluss des digitalen Transformation auf den Bauprozesses spricht Thomas Wehrle, Erne, Laufenburg (CH).
 
Das Internationale Holzbau-Forum (IHF 2018) bietet Holzbauern, Planern, Ingenieuren sowie Architekten die Gelegenheit, über Erfahrungen, Arbeiten und Ziele mit Holztragwerken bzw. Holzkonstruktionen zu berichten. Das Forum wird zugleich den Projektierenden, den Verantwortlichen von Bau- und Genehmigungsbehörden, dem Holzbauer und Handwerker, dem Praktiker und dem Ausbilder die  Gelegenheit geben, sich umfassend zu informieren und auszutauschen.

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